Um Plotterdateien mit deinem Plotter auszuschneiden, benötigt dieser – ganz gleich von welchem Hersteller – Vektordateien wie SVG- und DXF-Dateien. Jeder Plotter Hersteller arbeitet zusätzlich mit einem hauseigenen Vektorformat. Was es mit den Vektoren auf sich hat, warum auch Pixelgrafiken wie JPG- und PNG-Dateien nützlich sind und wann du welches dieser Dateiformat benötigst, erfährst du ganz ausführlich in diesem Blog-Beitrag.
Bilddateien wie Fotografien (z.B. in den Formaten JPG, PNG, BMP, GIF oder TIF) sind in der Regel aus winzigen, aneinandergereihten, quadratischen Rasterpunkten, sogenannten Pixeln, aufgebaut. Erst mit der nötigen Distanz bzw. Auflösung lässt sich das Gesamtbild erkennen. Eine nachträgliche Vergrößerung ist nur schlecht umsetzbar, da hierzu die bestehenden Pixel skaliert werden müssen und das Bild schnell „pixelig“ oder unscharf erscheint. Unser Computer kann den Inhalt einer Pixelgrafik nicht erfassen, da die Pixel zwar unterschiedlich gefärbt, erst einmal aber gleich wichtig sind.
Damit unser Plotter ein Motiv schneiden kann, müssen wir ihm aber eine Karte mit Wegbeschreibung liefern, die er mit seinem Messer abfahren kann. An den markantesten Punkten des Motivs befinden sich Ankerpunkte. Die Strecke zwischen diesen Punkten wird berechnet und kann entweder gerade oder als Kurve verlaufen. Eine Gruppe miteinander verbundener Punkte bildet dabei einen Pfad, welchen unser Plotter schließlich abfahren kann. Diese Pfadinformationen werden in Vektorgrafiken gespeichert und schließlich in die Software unseres Plotters geladen (oder gleich dort erstellt). Da die Motive berechnet werden, können vektorbasierte Grafiken im Gegensatz zu pixelbasierten verlustfrei skaliert werden.
Für Plotterdateien gilt: Je mehr Punkte sich auf einem Pfad befinden, umso länger dauert der Plottvorgang und umso ungenauer wird das Ergebnis. An jedem Punkt muss sich der Plotter neu orientieren, um die nächsten Anweisungen umzusetzen.
Stelle dir vor du sollst jemanden beschreiben, wie er einen 200 m entfernen Laden am Ende der Straße erreicht. Es reicht vollkommen aus zu sagen: „Gehe 200 m gerade aus Richtung Westen.“ Man könnte aber genauso gut sagen: „Gehe 2 m Richtung Westen, dann gehe 1 m Richtung Westen, dann gehe 4 m Richtung Westen, …“. Mit beiden Weg Beschreibungen kommt man an das Ziel, letztere wird aber viel mehr Zeit beanspruchen und dein Gegenüber zu wüsten Flüchen veranlassen… oder deinen Plotter ächzen und klackern lassen.
Gute Plotterdateien in den richtigen Dateiformaten schonen die Nerven! Welche Dateiformate dein Plotter verwenden kann und wofür sie sich eignen, möchte ich dir in meinem «Dateiformate Guide» nun ganz ausführlich erklären.
Die Programme aller gängigen Hersteller von Plottern kommen mit eigenen Dateiformaten wie .studio (Silhouette) oder .fcm (Brother) daher, welche aber untereinander nicht kompatibel sind. Alle Pfadinformationen und die daraus resultierenden Arbeitsschritte – ganz gleich welches Vektordateiformat wir in der Plottersoftware geöffnet haben – werden in der Sprache dieser hauseigenen Dateiformate an den jeweiligen Plotter gesandt.
SVG- und DXF-Dateien sind hingegen unabhängige, gängige Vektor-Formate, die von den Hobbyplottern der meisten Hersteller unterstützt werden. Plotterdateien werden daher üblicherweise in diesen Formaten angeboten.
SVG (Scalable Vector Graphics) Dateien sind so etwas wie der Industriestandard für Plotterdateien. Sie liefern auf der einen Seite der Plottersoftware – u.a. durch die Unterstützung von Kurven - alle essentiellen Informationen für einen sauberen Plott und machen dir auf der anderen Seite die Handhabung und Anpassung der Plotterdatei durch Füllfarben, Verknüpfungen und Gruppierungen besonders leicht. Bei einer gut aufbereiteten SVG-Datei, bekommst du nach dem Import in die Plotter-Software einen realistischen Eindruck von dem Motiv und zusammengehörige Einzelelemente sind bereits durch Verknüpfungen oder Gruppierungen miteinander verbunden.
In SVG-Dateien können Pixelgrafiken eingebettet werden und sie eignen sich so besonders für Print & Cut Projekte wie Digistamps (dazu später mehr). Leider bedeutet diese Möglichkeit auch, dass die Dateiendung SVG kein Garant dafür ist, dass es sich zwingend um eine Vektorgrafik mit Pfaden handelt. Theoretisch können auch nur Pixelgrafiken platziert und als SVG-Datei exportiert werden – das dürfte aber eher selten der Fall sein, da es keinen Sinn ergibt.
Grundsätzlich können alle gängigen Schneideplotter mehr oder weniger gut mit SVG-Dateien arbeiten. Lediglich in der Basis Version von Silhouette Studio können SVG‘s nicht geöffnet werden, sondern erst ab dem kostenpflichtigen Upgrade auf die Designer Edition. Dafür bietet Silhouette meiner Meinung nach die einzige echte Kompatibilität! Sowohl der Designspace von Cricut, als auch Brother Canvas unterstützen einige essentielle Funktionen derzeit noch nicht.
Mit der kostenlosen App "Silhouette Go" für dein Handy kannst du SVG-Dateien auch ohne kostenpflichtige Silhouette Studio Software öffnen und plotten!
DXF (Drawing Interchange File Format) Dateien zeichnen sich mit ihrer einfachen Datenstruktur durch eine maximale Kompatibilität bei dem Datenaustausch zwischen verschiedenen Programmen und Betriebssystemen aus. Sie können in allen gängigen Plottern genutzt werden (bei dem Brother ScanNCut nur in der Online-Version des Canvas Workspace).
So reizvoll die plattformübergreifende Kompatibilität auch scheinen mag: die einfache Datenstruktur fordert einige Opfer!
Im Gegensatz zu SVG’s unterstützen DXF’s nur begrenzt Kurven, sodass diese ggf. durch unzählige kurze Streckenabschnitte mit entsprechend vielen Punkten überbrückt werden müssen und zu langen Ladezeiten und einen längeren Plottvorgang mit schlechterem Endergebnis führen. Je komplexer das Motiv ausfällt, umso gravierender ist der Qualitätsunterschied der Pfade zwischen DXF und SVG!
Auch Füllfarben, Verknüpfungen und Gruppierungen und eingebettete Pixelgrafiken sind nicht möglich. Nach dem Öffnen einer DXF liegt dir also erst einmal ein unübersichtliches, loses Linengewirr zu Füßen, dass von dir aufbereitet werden muss. Hier schonen Dateien guter Anbieter unbedingt deine Nerven.
DXF-Dateien sind also nur als Backup Lösung für Silhouette Besitzer mit der Basis Version von Silhouette Studio zu betrachten!
In Silhouette Studio erstellte Schneidedateien werden in der Regel als Studio bzw. Studio3 oder Studio4 Dateien auf deiner Festplatte oder in deiner Silhouette Bibliothek gespeichert. Als natives Dateiformat bietet es natürlich alle Funktionen, die für das Erstellen deiner eigenen Plotterdateien notwendig sind. Studio Dateien werden aber lediglich von der Silhouette eigenen Software Silhouette Studio unterstütz, sodass du deine eigenen Kreationen nicht mit Freunden teilen kannst, die mit Plottern anderer Hersteller arbeiten.
Silhouette Amerika hat ohnehin das alleinige Recht Plotterdateien in diesen Dateiformaten zu verkaufen. Der Verkauf von Plotterdateien im .studio-Format ist nicht erlaubt! Silhouette bietet allerdings einigen Designern den Verkauf von Designs im .studio-Format in ihrem Silhouette Design Store an.
Um plotten zu können benötigst du also Vektorgrafiken – warum kann dein Plotter dann auch mit Pixelgrafiken wie JPG, PNG und GIF arbeiten und für welche Zwecke werden diese angeboten?
In JPG-Dateien können komplexe Bildinformationen mit bis zu 16,7 Millionen Farben in erstaunlich kleinen Dateien abgespeichert werden. Die Komprimierung der Daten geht aber leider immer mit Datenverlustverlust einher. Je öfter eine JPG-Datei gespeichert wird, umso mehr Details gehen verloren. JPG‘s kommen also gerne dann zum Einsatz, wenn in möglichst kurzer Zeit, große Datenmengen übertragen werden sollen (also z.B. auf Internetseiten), welche nur einmal oder wenige Male gespeichert werden.
PNG’s ermöglichen nicht nur komplexe Pixelgrafiken mit ebenfalls 16,7 Millionen Farben verlustfrei zu speichern, in Ihnen können auch Transparenzen angelegt werden. Einzelne Motive können so bei Bedarf freigestellt (also ohne Rand) angeboten werden. Dafür schlagen Sie aber auch mit größeren Dateien zu Buche.
Auch GIF-Dateien ermöglichen das verlustfreie speichern komplexer Bilder mit Transparenzen. Da sie vor allem für einfache Animationen im Internet gedacht sind, sind sie aber auch auf gerade einmal 256 Farben beschränkt. Nutzer von Brother oder Cricut Plottern können GIF Grafiken zwar in der entsprechenden Software öffnen, grundsätzlich gibt es aber keinen guten Grund dieses Dateiformat für Plotterprojekte einzusetzen.
Für den Plotter kommen im Grunde nur JPG und PNG-Dateien in Frage. Da du die Pixelgrafiken in der Regel nicht mehrfach speicherst, reicht die Bildqualität der JPG-Dateien für den Heimgebrauch vollkommen aus und du musst deine Festplatte nicht mit unnötig großen PNG-Dateien zu rümpeln.
PNG-Dateien lohnen sich aber durchaus, wenn du mit freigestellten, dekorativen Elementen wie Digistamps auf verschiedenen Digitalen Papieren arbeiten möchtest. Digi-Was? Keine Sorge, die Anwendungsgebiete für Pixelgrafiken, also auch Digistamps und Digitale Papiere erkläre ich dir jetzt.
Aus Pixelgrafiken lassen sich in Abhängigkeit von deren Beschaffenheit Vektorgrafiken generieren. In Silhouette Studio können zum Beispiel Pixelgrafiken geöffnet und mit der Funktion „Nachzeichnen“ in Vektorgrafiken umgewandelt werden. Dabei erkennt die Software prägnante Bildbereiche und zeichnet an deren Kanten Pfade, die dein Plotter anschließend abfahren kann. Ob eine JPG oder PNG nachgezeichnet wird ist ganz egal, Hauptsache die Bildqualität stimmt.
Die Funktionalität dieses Werkzeugs ist allerdings recht eingeschränkt und die Ergebnisse häufig ungenau. Es eignet sich daher vorwiegend für das Nachzeichnen einfacher Grafiken bzw. Illustrationen, bei denen es nicht auf Präzision ankommt. Komplexe Projekte – insbesondere 3D-Objekte – aus Papier sind so nicht oder nur begrenzt umsetzbar.
Wann immer du etwas nachzeichnest, solltest du die Grafik oder das Foto auch selber erstellt haben oder sichergehen, dass der Urheber damit einverstanden ist. Andernfalls verletzt du ggf. dessen Rechte. Zu Rechtsfragen kann ich dir die [ unbezahlte Werbung ] Rechtsfiebel der Plottertante wärmstens empfehlen!
Wer gerne mit Motivkarton oder Scapbooking Papier arbeitet, wird von Digitalen Papieren begeistert sein! Mit Ihnen kannst du zu Hause jederzeit selber passendes Scapbooking Papier ausdrucken. Es handelt sich also um besondere Muster, welche für den hochauflösenden Druck optimiert als JPG- oder manchmal auch als PNG-Dateien angeboten werden. Diese Bilddateien können entweder formatfüllend gedruckt oder in der Plottersoftware als Muster nur einzelnen Formen zugewiesen und anschließend per Print and Cut passgenau zugeschnitten werden.
Bei Print & Cut Projekten wird – wie der Name schon sagt – erst eine (Pixel-)Grafik ausgedruckt und anschließend von dem Plotter zugeschnitten. Streng genommen wird nur dann von einem Print & Cut Projekt gesprochen, wenn das Motiv über die Plotter Software zusammen mit sogenannten Passermarken ausgedruckt wird. Der bedruckte Bogen wird zwar wie gewohnt auf die Schneidematte gelegt, der Plotter scannt jedoch vorab die Passermarken, orientiert sich an diesen und kann das Motiv so im Anschluss absolut konturgetreu ausschneiden.
Auf diese Weise ist es dir möglich nur einzelne Formen mit einem digitalen Papier in der Plotter Software zu füllen, zu drucken, konturgenau zuzuschneiden und so drastisch Toner bzw. Tinte einzusparen.
Pixelgrafiken werden dir in der Plotterszene neben Digitalen Papieren am häufigsten als Digistamps über den Weg laufen. Dabei handelt es sich um isolierte, meist bereits kolorierte Illustrationen, wie Figuren, dekorative Elemente, oder Sayings (kunstvoll gesetzte Sprüche oder Wörter) - die zuerst ausgedruckt und dann konturgetreu ausgeschnitten werden.
Sie eignen sich hervorragend zum Dekorieren von Papierprojekten wie Geschenkverpackungen, lassen sich aber auch ganz wunderbar zu Stickern für Planer, Alben und Schulhefte verarbeiten.
Dateien, die als Print & Cut Projekte ausgezeichnet sind, sollten nicht nur die Pixelgrafik, sondern auch den dazugehörigen Schneidepfad liefern. Möchtest du hingegen selber eine einfache Pixelgrafik in ein Print & Cut umwandeln, zeichnest du das Motiv nach und lässt Dir nur die Außenkontur (ggf. mit einem kleinen Offset bzw. weißen Rand um das Motiv) ausgeben.
PDF (Portable Document Format ) ist ein plattformübergreifendes Dateiformat aus dem Hause Adobe, welches die originalgetreue Übermittlug von verschiedenen Medien innerhalb eines Dokuments ermöglicht. So können Texte, Bilder, Videos und Formulare auf einer oder mehreren Seiten platziert werden und dieses Layout aus den verschiedensten Text-, Bildbearbeitungs- und Satzprogrammen als PDF-Datei exportiert werden. Das Layout und alle Elemente inkl. der verwendeten Schriftarten werden in das Dokument eingebettet und bleiben so in ihrer angedachten Form erhalten. Dabei können neben Pixelgrafiken auch Vektorgrafiken eingebettet werden, welche bei dem Export als PDF erhalten bleiben und nicht etwa gerastert werden müssen.
Da in PDF-Dateien sowohl Pixel- als auch Vektorgrafiken eingebettet werden können, eignen sie sich grundsätzlich für Plotterdateien, werden allerdings von den wenigsten Plottern unterstützt. PDF’s können weder in die Brother, noch in die Cricut Software importiert werden – bei Silhouette erst ab dem kostenpflichtigen Designer Upgrade.